2.09 Bett

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Für mich ist das feste Bett ein essenzieller Bestandteil des Campers, anderen reicht eine Umbaulösung, bei der bspw. die Sitzgruppe zum Bett wird. Auch bei der Größe des Bettes gibt es enorme Unterschiede – und natürlich bei der Aufteilung (Einzel-/Doppel-/Stockbett) und Anordnung (längs/quer). Letzteres wird vor allem durch die Fahrzeugwahl stark beeinflusst, denn nur manche sind breit genug für ein Querbett.

Das deutsche Standardbett ist 200cm lang und 90, 140 oder 180cm breit. Das sinnvolle Maximum liegt im Allgemeinen bei 140x200cm, wenn das Bett fest eingebaut wird; bei Auszieh- oder Hubbetten sind auch 160-180x200cm möglich. Bei einem 6m-Fahrzeug beträgt die Wohnfläche ohne Fahrerhaus ca. 7m², auf ein 140x200cm-Bett entfallen dann 2,8m² – also fast die halbe Fläche geht allein fürs Bett drauf. Und dann sind viele Fahrzeuge nur 175-190cm breit (je nach Dämmung und Wandverkleidung), sodass ein Querbett ein gutes Stück eingekürzt werden muss. Wie groß der persönliche Platzbedarf ausfällt, kann man nicht verallgemeinern, aber kaum einer will diagonal liegen müssen oder mag es, an den Wänden anzustoßen, wenn man sich streckt. Manche können immer und überall gut schlafen, andere brauchen einen guten Lattenrost, eine vernünftige Matratze und ausreichend Platz, damit sie morgens nicht wie gerädert aus dem Bett kriechen. Manche sind mit 180cm Länge zufrieden, obwohl sie 1,95m groß sind, andere brauchen volle 200cm zum Wohlfühlen, sind aber nur 1,50m. Ob das Bett passt oder nicht, fällt meist leider erst auf, wenn man einige Zeit unterwegs ist, und dann ist es zu spät für Änderungen; ob man mit einem zu kleinen Bett leben kann oder sich jeden Tag darüber ärgert und schlimmstenfalls sogar schlecht schläft, weiß man immer erst hinterher. Mit 140x200cm ist man meistens auf der sicheren Seite, aber der Ausbau ist nicht von der Stange, sondern super individuell – daher muss das Bett nicht zum deutschen Standard passen, sondern zu einem selbst (und zu den Lebensumständen, wenn man Nachwuchs erwartet, mit seinen drei Hunden im Bett schlafen will oder lieber getrennte Einzelbetten möchte).

Ebenfalls sollte man bei allen nicht fest verbauten Betten bedenken:

  • Ist ein Mitreisender krank, wird das Bett den ganzen Tag benötigt.
  • Reist man zu zweit und hat sehr unterschiedliche Schlafrhythmen, steht dem Frühaufsteher der Platz unterm Bett nicht zur Verfügung.
  • Je nach Positionierung des Bettes ist der Bewegungsfreiraum im restlichen Fahrzeug sehr eingeschränkt
  • Kommt man sehr spät abends und erschöpft am Stellplatz an, muss auch noch umgebaut werden.
  • Je nach Art des Umbaus müssen das Bettzeug und/oder zusätzliche Polster irgendwo verstaut werden (letzteres lässt sich meist durch Klappmatratzen oder Umwidmung der Polster der Sitzecke lösen).

Längs oder quer?

Für ein Querbett sind Fiat Ducato, Peugeot Boxer und Citroen Jumper prädestiniert, denn sie bieten an der breitesten Stelle etwa 205cm durch ihren bauchigen Aufbau. Alle anderen Fahrzeuge sind deutlich schmaler mit maximal 185-190cm (je nach Wandverkleidung bleiben sogar nur 175cm). Abzüglich knapp 5cm für eine dünne Dämmung und Verkleidung bleiben bei den meisten Modellen nur noch 180cm fürs Bett; Das ist kurzfristig okay, für längere Reisen aber unkomfortabel.

Abhilfe können Ohren oder (Verbreiterungs)Backen schaffen: Am Bett hinten werden große Ausschnitte in der Karosserie gemacht und Schalen aus GFK angeklebt, die eine Verbreiterung von ca. 10cm fahrerseitig und 5cm beifahrerseitig bieten (damit die Schiebetür noch daran vorbeipasst; 10cm beifahrerseitig sind nur mit einem „Türstopper“ möglich), sodass sich ein Zwei-Meter-Bett realisieren lässt. Die Schalen sind unterschiedlich breit, je nach Hersteller und Fahrzeug meist bis zu 130cm und kosten 600-800€ pro Stück. Die Montage ist vergleichbar mit einem Fenster, eine Abnahme durch den TÜV ist notwendig.

Während Querbetten ohne Umbaumaßnahmen in die meisten Fahrzeuge super reinpassen, sind Längsbetten eher etwas für die Fahrzeuge ab 6,4m Länge. Die Möglichkeit zum Umbau erlaubt viel mehr Spielraum bei der gesamten Konzeption, erfordert aber jeden Abend die zusätzlichen Handgriffe, um bspw. die Sitzgruppe umzufunktionieren. Das Plus an nutzbarer Fläche tagsüber bezahlt man mit einem Minus an Platz und Komfort abends und morgens durch den Umbau; mehr dazu weiter unten.

Einzel-, Doppel-, Stock-, Hub-, Murphy Bett

Die meisten reisen zu zweit oder planen dennoch mit einem größeren Bett, damit man alleine mehr Platz hat oder problemlos mit einer guten Freundin/einem guten Freund reisen kann; manche kommen auch zu zweit von einer Reise zurück, die sie alleine begonnen haben. Daher ist ein 140x200cm großes Querbett oder 160-180x200cm-Längsbett der Standard und reine Einzelbetten sind selten. Sobald man zu dritt reist, wird’s deutlich schwieriger: Viele kommerzielle Kastenwagenausbauer sehen einen Umbau der Sitzgruppe vor, um ein zusätzliches Bett zu schaffen. Es gibt aber auch ganz andere Lösungen:

  • Stockbetten bieten sich für etwas größere Kinder und Jugendliche an, für Kleinkinder sind sie zu umständlich und auch zu gefährlich. Knifflig ist die richtige Höhe: Mehr Platz bedeutet mehr Komfort, aber meist befindet sich darunter die Garage, welche man nicht zu klein wählen sollte. Hier hilft ein H3 hohes Modell ungemein, um mindestens 50cm Höhe pro Bett zu realisieren. Hängeschränke im Bettbereich müssen entfallen. Je nach Grundriss sind auch Längsstockbetten möglich – wenn man kreativ wird, sind geniale, super individuelle Grundrisse für bis zu vier Personen möglich (insbesondere, wenn man ein Stockbett für die Kinder und ein Hubbett für die Eltern kombiniert).
  • Hubbetten hängen tagsüber in ihrer vollen Größe unter der Decke und werden abends elektrisch heruntergefahren oder mit einer Kurbel heruntergelassen. Darunter befindet sich meist die Sitzgruppe, welche bei runtergelassenem Hubbett oft nicht mehr nutzbar ist (außer bei sehr hohen Fahrzeugen). Leider sind im gesamten Bettbereich keine Hängeschränke möglich bzw. nur kleine oder sehr eingeschränkt. Das Schwierigste ist der Mechanismus zum Hoch- und Runterfahren bzw. die gesamte Halterung; Fertigbausätze kosten schon mal 3.000€ (Van7), Eigenbaulösungen sind deutlich billiger, erfordern aber entsprechend viel Tüftelei und müssen von Anfang an konkret eingeplant werden.
  • Murphy Betten (auch Schrankbetten) werden tagsüber hoch an die Wand geklappt. Im Camper sind vor allem zweiteilige Lösungen möglich: rechts und links an der Wand lassen sich die Matratzenhälften hochklappen und fixieren, so entsteht tagsüber ein Gang, der durch die Dicke des Bettes etwas schmaler wird. Mechanisch reichen normale Scharniere und eine stabile Auflagefläche zum Herunterklappen, das ist deutlich simpler als ein Hubbett (und die Möglichkeit für Hängeschränke bleibt uneingeschränkt). Der geräumige Gang tagsüber kann als Stauraum (Fahrräder, Motorrad) oder für eine große Sitzgruppe dienen; alles in allem ist diese Variante aber doch recht speziell.

Nur am Rande: Aufstell- und Hubdächer sind in dieser Kategorie die Cheater, da sie viel Platz aus dem Nichts zaubern. Insbesondere für kleinere Fahrzeuge sind sie die Möglichkeit, Sitzgruppe, Küche, Bad und Bett gleichzeitig bei minimalem Umbauaufwand zu haben. Je nach Fahrzeuggröße muss in fast das gesamte Dach ein Loch geschnitten und das Aufstell-/Hubdach eingesetzt werden, sodass Fenster, Lüfter etc. entfallen; ob sich Photovoltaik oder eine LTE-Antenne auf dem Aufstelldach montieren lässt, muss im Einzelfall geprüft werden. Der Umbau greift massiv in die Stabilität der Karosserie ein, weshalb eine TÜV-Abnahme selbstverständlich vonnöten ist. Inklusive Montage und TÜV-Abnahme ist mit bis zu 10.000€ zu rechnen, bei Eigeneinbau lassen sich die Kosten mehr als halbieren, man braucht jedoch einen guten Draht zum TÜV-Prüfer und Grundfähigkeiten im Karosseriebau (schweißen und gutes Verständnis für die Stabilität und Beanspruchung des Daches bei Verwindung etc.). Bei manchen Modellen reicht ein Ausschnitt entsprechend einem größeren Dachfenster, der als Durchstieg ins Aufstelldach dient, damit entfallen die meisten Probleme beim Einbau und dem TÜV.

Bettkonstruktion

Alle Betten bestehen aus vier Elementen: Eine Auflage oder Halterung, ein Rahmen, der Lattenrost und die Matratze. Häufig ist der Rahmen mehrteilig (Unterkonstruktion aus Holz oder Aluminium mit Holzplatte darauf) und die Halterung kann auch sehr unterschiedlich gehalten sein. Während ein Hubbett ausschließlich an der Decke befestigt wird oder an einem deckenhohen Rahmen hoch- und runterfährt (also Säulen in den vier Ecken des Bettes, die vom Boden zur Decke reichen), liegen feste Betten auf einem Rahmen auf, der am Boden oder den Wänden befestigt ist.

Festes Bett: Die einfachste Lösung besteht darin, die Stützkonstruktion an der Karosserie rechts und links zu befestigen, die Querträger halten viel aus und befinden sich etwa an der breitesten Stelle des Fahrzeugs. Die platzsparendste Lösung besteht aus zwei Aluminiumwinkeln an den Querträgern und Aluminiumvierkantrohren, die auf diesen aufliegen. Statt der Aluminiumwinkel lassen sich genauso auch Holzbalken montieren, die nehmen aber mehr Platz weg und wiegen im Zweifel auch noch mehr. Befestigt wird alles mit Nietmuttern, die man in die Karosserie einpresst, und normalen M8-Schrauben; Aluminiumprofile in allen Stärken, Längen und Formen bekommt man günstig bei eBay (insbesondere von polnischen Firmen) und sie lassen sich super mit der Stichsäge bearbeiten. Bei Aluminiumwinkeln sind 5x5cm bei …mm Dicke ideal; Holzbalken sollten mindestens 5x4cm stark sein.

Wichtig ist bei der Planung des Bettes die Gesamthöhe am Ende: Unterkonstruktion + Rahmen + Lattenrost + Matratze. Sind Fenster an den Stirnseiten des Bettes geplant, sollte das Bett diese möglichst nicht berühren, also muss das Fenster entsprechend weit nach oben gesetzt werden (da setzt die Karosserie allerdings schnell Grenzen) oder die Höhe des Bettes muss reduziert bzw. die Halterung des Bettes tief genug angesetzt werden, dadurch wird aber die Garage kleiner. Eine „frei schwebende“ Bettkonstruktion, die ausschließlich an den Stirnseiten aufliegt, braucht sehr massive oder hohe Querträger, damit sich diese nicht durchbiegen (hier zählt nicht nur das statische Gewicht, wenn man mittig auf dem Bett sitzt, sondern auch die dynamische Belastung bei Bewegungen aller Art). Entschärfen lässt sich dies, indem man mittig oder bei ⅓ und ⅔ der Querträger Stützen in der Garage anbringt, welche gleichzeitig zum Einteilen der Garage in Abteile helfen. Dann reichen drei bis vier Aluminiumvierkantrohre mit 4x2cm bei 2mm Stärke, die man flach auflegt; Holzleisten sollten ausreichend biegesteif sein, z. B. 8x1cm. Ohne zusätzlichen Stützen in der Garage sind 4x4cm-Aluminiumvierkantrohre mit 3-4mm Dicke okay, dadurch baut das Bett jedoch 2cm höher auf und die zusätzliche Steifigkeit treibt Gewicht und Kosten nach oben.

Die Bettkonstruktion muss also einen Kompromiss bilden aus Fensterpositionen und -größen, Bettgesamthöhe, Garagenhöhe und ggf. Garageneinteilung (und Kopffreiheit auf dem Bett sowie Hängeschränke spielen auch noch rein).

Bei Stockbetten können die Querträger der Karosserie genutzt werden, um vertikale Träger zu montieren, an denen auf zwei Höhen die Betten befestigt werden. Als Material eignen sich wieder Holz und Aluminium, letzteres hat aber den Nachteil, dass ggf. harte Kanten ins Bett hineinragen. Holzträger können problemlos in den „Kontaktbereichen“, wo man sie anfasst oder dagegen stoßen kann, abgerundet und damit entschärft werden; und Holz ist meist schöner/optisch vielseitiger.

Ausziehbett:

Ebenfalls wichtig sind ein paar Kleinigkeiten:

  • Klassische Rahmenlattenroste brauchen nur vier Auflageflächen: vorne/hinten und rechts/links (bei einem 140x200cm-Bett mit zwei 70cm-Lattenrosten dann fünf Aufnahmen: vorne/hinten und rechts, mittig, links), Tellerlattenroste z. B. von Froli brauchen eine flächige Auflage, die wiederum Löcher/Schlitze haben sollte, um die Matratze ausreichend zu belüften. Rollroste aus Federholz haben keinen umlaufenden Rahmen und sollten daher alle paar Latten auf die Unterkonstruktion geschraubt werden; mit einer zweiteiligen Unterkonstruktion lassen sich auch Ausziehvarianten realisieren, indem zwei Lattenroste versetzt montiert werden, einer fest und einer auf einem beweglichen Rahmen. Starre Lattenroste aus normalen Holzleisten, also kein Federholz, sind doof für den Rücken, aber super einfach selber zu bauen und auch für Ausziehlösungen geeignet.
  • Die Matratze braucht idealerweise rundherum einen Rahmen, der auch ein bisschen was aushalten muss. Beim Querbett übernimmt die Karosserie dies an den Stirnseiten, während an den Längsseiten (Hecktüren und zum Innenraum hin) eine Abschlussleiste gesetzt werden sollte, damit Matratze und Betttuch fixiert sind und ein optischer Abschluss sowie etwas zum Anfassen beim Rein- und Raussteigen besteht. Daher lieber 4cm mehr einplanen (also 144 statt 140cm Breite).
  • Der innenliegende Türöffner der Hecktüren liegt häufig unterhalb des Bettes und ist nur zu erreichen, wenn ausreichend Platz gelassen wird – mancher TÜV-Prüfer verlangt aber eine problemlose Erreichbarkeit, damit sich die Hecktüren von innen öffnen lassen und als Fluchtweg dienen können. Entweder man plant einen ausreichend großen Spalt ein oder verlegt den Öffner nach oben (hierfür muss der Seilzug ggf. verlängert und der Handgriff im oberen Teil der Tür stabil in eine Verkleidung geschraubt werden – alles kein Hexenwerk, aber zusätzliche Arbeit, mit der man vielleicht vorher nicht rechnet und die die Wohnmobilumschreibung kosten kann). Ein netter Nebeneffekt: Man kann jederzeit vom Bett aus die Türen öffnen und den hoffentlich schönen Ausblick genießen.

Hubbett: